Kunst im öffentlichen Raum für sehbehinderte Menschen - Übersetzung von Aussichten in künstlerische Reliefs
Die Idee hinter dem Projekt
Ein Großteil der Bildenden Kunst lässt sich ausschließlich oder vorwiegend „sehend“ rezipieren. Auch wenn es seitens großer Ausstellungshäuser inzwischen Möglichkeiten für Blinde gibt, Kunst kennenzulernen, ist die Kunst selbst - aber auch ihr Umgang damit („bitte nicht berühren“) - eine Erschwernis bis hin zum Ausschluss an der Teilhabe Nichtsehender. Dieser Gedanke war Ausgangspunkt für Brailleprägungen, mit denen ich mich bisher in verschiedenen Arbeiten auseinandergesetzt habe und bei denen als weiterentwickelte Schriftzeichnungen Texte zu Prägedrucken wurden.
Art in Public Spaces for Visually Impaired People - Translating Views into Artistic Reliefs
The Idea Behind the Project
A large portion of visual art can be appreciated exclusively or primarily through the eyes. Even though major exhibition venues now offer opportunities for blind people to experience art, art itself – and how to interact with it (“please do not touch”) – is a barrier to participation for the visually impaired, even to the point of excluding them. This idea was the starting point for Braille embossing, which I have explored in various projects to date, transforming texts into embossed prints as further developed written drawings.
Don‘t touch … Sophie Scholl, 2020 (Auf dem Bild sieht man angeschrägt ein Blatt Büttenpapier liegen, auf dem unregelmäßig verteilt Braille-Schriftpunkte eingeprägt zu erkennen sind. Diese Punkte ergeben bei genauerer Betrachtung ein abstrakt gestaltetes menschliches Portrait. Dieses ist einem weltweit bekannten alten Foto von Sophie Scholl nachempfunden. / The image shows a sheet of handmade paper lying at an angle, with irregularly distributed Braille dots embossed on it. Upon closer inspection, these dots create an abstract human portrait. This is modeled after a world-famous old photograph of Sophie Scholl.)
In meinem Projekt SICHT_FELDER möchte ich dem Potential dieser Vermittlung als Kunstform nachgehen, indem ich mich speziell mit „Aussichten“ beschäftige. Denn auch eigens für „schöne Ausblicke“ geschaffene öffentliche Aussichtspunkte schließen den Nichtsehenden zur Teilnahme an einer für Sehende selbstverständlichen kollektiven Bildwahrnehmung ungewollt aus. Und da auch Kunst im öffentlichen Raum zumeist auf den Sehsinn gerichtet ist, liegt ein Reiz in der Betrachtung dieser Schnittstelle. Das Ziel dabei ist die künstlerische Auseinandersetzung mit dieser Relevanz für sehbehinderte Menschen. Es soll primär darum gehen, die Kunst sowie ihre Möglichkeiten auszuloten, zu öffnen und sehbehinderte Menschen als zusätzliche Rezipienten im öffentlichen Raum anzusprechen.
In my project SICHT_FELDER (VIEW_FIELDS), I want to explore the potential of this mediation as an art form by focusing specifically on “views.” Even public vantage points created specifically for “beautiful views” unintentionally exclude the blind from participating in a collective visual perception that is natural for the sighted. And since art in public spaces is also mostly directed at the sense of sight, there is a special appeal in observing this interface. The goal is an artistic exploration of this relevance for visually impaired people. The primary goal is to explore art and its possibilities, to open it up, and to address visually impaired people as additional recipients in public spaces.
Das heißt konkret
Im Rahmen des Projektes suche ich „Aussichten“, übersetze sie in künstlerische Reliefs und stelle sie möglichst an den jeweiligen Aussichtpunkten auf, um somit auch sehbehinderten Menschen diese „SICHT_FELDER“ anzubieten. Die Übersetzung und Sichtbarmachung erfolgt im doppelten Sinne: zum einen in Form eines Reliefs, zum anderen als künstlerischer Ausdruck, indem von mir auf den Ort bezogene Schlagworte auf poetische Weise in das Motiv integriert werden. Das Wasser als verbindendes Element aller SICHT_FELDER wird in Brailleschrift ausgearbeitet und die Umgebung wie Bauten, Schiffe, Bäume und so weiter als grafisches Relief. Das Abbild der echten Aussicht in Gänze steht dabei im Vordergrund. Die spezifische künstlerische Ausgestaltung ist Teil des Prozesses des Projektes.
Die sich daraus ergebenen SICHT_FELDER sollen beispielgebend für Kunst im öffentlichen Raum für sehbehinderte Menschen werden.
This means specifically
As part of the project, I am searching for “views,” translating them into artistic reliefs, and placing them at the respective vantage points, if possible, in order to offer these “VIEW_FIELDS” to visually impaired people as well. The translation and visualization takes place in two senses: firstly, in the form of a relief, and secondly, as an artistic expression, by poetically integrating keywords related to the location into the motif. The water, as the connecting element of all VIEW_FIELDS, is depicted in Braille, and the surroundings, such as buildings, ships, trees, and so on, are depicted as graphic reliefs. The focus is on depicting the actual view in its entirety. The specific artistic design is part of the project process.
The resulting VIEW_FIELDS are intended to serve as examples for art in public spaces for visually impaired people.
Zur SICHT_FELDER AuswahlseiteDie Karte zeigt die Standorte der SICHT_FELDER an. Telefone bitte horizontal drehen, um die Karte zu benutzen.
Olympiazentrum
Kiel
Route
Martensdamm _ Emil-Lueken-Brücke / Kleiner Kiel
Kiel
Route
Schönberger Straße / Schwentinemündung
Kiel
Route
Aussichtsplattform Schleuse Wik
Kiel
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Kielline / Geomarwiese
Kiel
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Schifffahrtsmuseum
Kiel
Route
Kleine Wallstraße
Lübeck
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Mühlenteich
Lübeck
Route
Altonaer Balkon
Hamburg
Route
St. Pauli Fischmarkt / Madonna der Seefahrt
Hamburg
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